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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29

Automated Translation

Magazin für Literatur 1899, Volume 68, 3

101. “Das Liebe Ich”

Folksstück in three acts and a prelude by C. Karlweis
Performance at the Lessing Theater, Berlin

During the terrible boredom that this "folk play" causes for three hours, the thought arises again and again: Someone wanted to be a Raimund and didn't even make it as far as Birch-Pfeiffer and O.F.Berg. Something that is equally obtrusive and equally meaningless in its sentimentality and clumsy buffoonery will not be easy to find within the dramatic genre to which this play wants to belong. An obnoxious fellow with all the instincts of meanness and baseness torments his whole environment because he is only capable of loving his own self. He maltreats his wife, he condemns his son to idleness, even though he would like to work as an independent employee in his father's factory. The old egotist does not want to give up the "whip" as long as he can still take a breath. He refuses to give his consent when his daughter wants to give her hand to the man she loves, because it is better for his mean nature to set her up with someone else; and when a good friend comes into need and misery, the ego-lover can't get a penny out of him. This is the first act. It is preceded by a prelude depicting a quarrel between the fairy Humanitas and the Viennese fairy. It symbolizes how the "good Viennese heart" can be abandoned by all humanity and led down the path of self-interest and unkindness. But the Viennese must rediscover his golden heart. For this journey of discovery, "God Morpheus" joins forces with Humanitas and the Viennese fairy and - in the second act - lets the evil egoist fall into a bad dream that shows the dreamer where his hard mind will lead him when God wants to punish him and make him a poor man. And when the curtain rises again for the third act, the egotist is cured: with farcical agility, the "poet" has made the sinner the best father, a philanthropist and an exemplary husband.

All this takes place with unspeakable clumsiness. Karlweis wants to be naive like Raimund, but he is only childish. There is not even a hint of the spirit in the play that immediately wins us over when Raimund raises the curtain and his fairy tales play out before our eyes.

The role of the old egotist, Florian Heindl, was played by Mr. Bonn. He did everything he could to make the character even more repulsive than the poet had made him. Fräulein Groß, who has to play the Viennese fairy in the prelude and the young Heindl's fiancée in the drama, was only a "smart Viennese" in both roles, without being able to arouse any further interest. Carl Waldow alone gave a noteworthy performance as Heindl's house servant.

«DAS LIEBE ICH»

Volksstück in drei Akten und einem Vorspiel von C. Karlweis
Aufführung im Lessing-Theater, Berlin

Während der furchtbaren Langeweile, die dieses «Volksstück» drei Stunden lang verursacht, taucht immer wieder der Gedanke auf: Da hat einer ein Raimund werden wollen und hat es nicht einmal bis zur Birch-Pfeiffer und zu O.F.Berg gebracht. Etwas, das in seiner Sentimentalität und plumpen Possenhaftigkeit gleich aufdringlich und gleich nichtssagend ist, wird man innerhalb des dramatischen Genres, dem dieses Stück angehören will, nicht leicht finden können. Ein widerwärtiger Kerl mit allen Instinkten, die die Gemeinheit und Niedrigkeit zeitigt, quält seine ganze Um: gebung, weil er nur das eigene Ich zu lieben vermag. Er malträtiert sein Weib, er verurteilt seinen Sohn zur Faulenzerei, obgleich dieser in der Fabrik des Vaters als selbständiger Mitarbeiter gern tätig sein möchte. Denn der alte Egoist will das «Peitscherl» nicht weggeben, solange er noch einen Atemzug tun kann. Er versagt seine Zustimmung, als seine Tochter dem Mann ihrer Liebe die Hand reichen will, weil es seiner gemeinen Gesinnung besser entspricht, sie an einen andern zu verkuppeln; und als ein guter Freund in Not und Elend kommt, ist von dem Ich-Liebhaber nicht ein Heller herauszubringen. Dies der erste Akt. Ihm geht ein Vorspiel voraus, das einen Streit der Fee Humanitas mit der Wiener Fee darstellt. Symbolisch soll angedeutet werden, wie das «gute Wiener Herz» von aller Humanität verlassen, auf den Weg des Eigennutzes und der Lieblosigkeit geführt werden kann. Aber der Wiener muß doch sein goldenes Herz wieder entdecken. Zu dieser Entdeckungsreise verbindet sich «Gott Morpheus» mit der Humanitas und der Wiener Fee und läßt — im zweiten Akt — den bösen Egoisten in einen schlimmen Traum verfallen, der dem Träumer zeigt, wohin sein harter Sinn ihn führen wird, wenn Gott ihn strafen und zum armen Mann machen will. Und als sich der Vorhang zum dritten Akte wieder hebt, da ist der Egoist geheilt: mit possenhafter Behendigkeit hat der «Dichter» den Sünder zum besten Vater, zum Menschenfreund und zum musterhaften Gatten gemacht.

Das alles spielt sich mit unsäglicher Plumpheit ab. Karlweis will naiv wie Raimund sein; er ist aber nur kindisch. Auch nicht ein Hauch von jenem Geiste ist in dem Stücke wahrnehmbar, durch den uns Raimund sogleich gewinnt, wenn sich der Vorhang hebt und seine Zaubermärchen vor unseren Augen spielen.

Die Rolle des alten Egoisten, den Florian Heindl, spielte Herr Bonn. Er hat alles getan, um die Figur noch widerwärtiger zu machen, als sie durch den Dichter geworden ist. Fräulein Groß, die im Vorspiel die Wiener Fee, im Drama die Verlobte des jungen Heindl zu spielen hat, war in beiden Rollen nur eine «fesche Wienerin», ohne irgendein weiteres Interesse erregen zu können. Carl Waldow allein bot eine nennenswerte Leistung als Hausknecht bei Heindl.